Katzenausstellungen finden nahezu an jedem Wochenende in Deutschland statt. Ausgenommen ist hier allerdings der Hochsommer, denn man möchte den Zwei- und Vierbeinern gleichermaßen, den Stress in der Hitze ersparen. Überzeugte Ausstellungsfreunde fahren auch quer durch Deutschland und bis über diese Grenzen hinaus...
Eine Ausstellung ist ein Erlebnis für Aussteller, Besucher, Veranstalter und Richter zugleich. Denn Züchter lassen Ihre Samtpfoten von (verschiedenen) internationalen, unabhängigen Richtern bewerten. Richter haben die Möglichkeit, Tiere nach dem Rassestandard zu Beurteilen und dementsprechend zu bewerten und sie lernen von Ausstellung zu Ausstellung die unterschiedlichsten Tiere kennen.
Die Beurteilungen durch einen Richter sind für Züchter recht wichtig, da diese bewerten ob ein Tier dem Standard (annähernd) entspricht und somit zur Zucht geeignet ist. Veranstalter beweisen immer wieder ihr Organisationsvermögen und Zuschauer profitieren von den vielen verschiedenen Rassen die sie live erleben dürfen auf solch einer Ausstellung zu sehen sind. Außerdem gibt es für Katzenfreunde immer jede Menge "Kätzisches" zu erwerben, damit der Stubentiger daheim auch was von solch einer Ausstellung hat, obwohl er gar nicht mit dabei war. Manch unüberzeugter Zweibeiner hat sich auf einer Katzenausstellung für ein Leben lang verliebt und hat nun einen kleinen Hausgeist daheim...
Aber nicht nur Züchter stellen ihre Tiere aus; denn auch vielen Liebhabern macht es Spaß an solchen Ausstellungen teilzunehmen. Das liegt vielleicht nicht zu letzt daran, dass dort viele Leute zusammen kommen mit denen man über unser aller Lieblingsthema reden kann ohne gleich für etwas verrückt gehalten zu werden.
Natürlich wäre eine Ausstellung nicht eine solche, ohne die zahlreichen Besucher!
Sie haben sich nun dazu entschlossen eine Ausstellung zu besuchen. Aber wo und wann findet denn eine Ausstellung statt? In verschiedenen Katzenzeitschriften sind die Ausstellungen international und teilweise auch national zu entnehmen. Aber auch auf den verschiedenen Websites der Katzenvereine stehen die Termine der nächsten Ausstellungen.
Haben Sie sich für eine Ausstellungen entschieden fordern Sie sich die nötigen Unterlagen beim jeweiligen Verein an, füllen diese aus und senden sie an den Verein natürlich wieder zurück. Die Informationen für die auszufüllende Nennung entnehmen Sie dem Stammbaum Ihrer Fellnase und der Tabelle, um die Klasse einzutragen. Im laufe der Zeit werden Sie dann vom Verein eine Meldebestätigung erhalten. Hier können Sie Ort, Zeit und spätester Einlass entnehmen.
Als nächstes müssen Sie den Pflegezustand Ihrer Katze überprüfen. Natürlich soll sich Ihr Tier auf der Ausstellung von seiner besten Seite zeigen! Regelmäßiges Bürsten, gegebenenfalls ein Bad, die gründliche Reinigung von Ohren, Augenwinkeln und dem Afterbereich gehören zur Basispflege. Showprofis verfügen über eine Vielzahl von "Geheimrezepten".
Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihre Käfignachbarn ihren Katzen mit Puderdöschen, Spezialkämmen, Föns und geheimnisvollen Pasten auf den Leib rücken. Bei der ersten Ausstellung ist es völlig ausreichend, wenn Ihre Katze einen gesunden und gepflegten Eindruck macht.
Nun geht es daran die nötigen Utensilien zusammen zu suchen, denn Sie brauchen noch folgendes:
So und nun wird es ernst!
Der große Tag ist da und sie kommen an der Ausstellungshalle an. Dort erwartet Sie der Einlass, an dem geprüft wird ob das jeweilige Tier auch gemeldet ist und die Gebühr hierfür auf das Vereinskonto überwiesen wurde. Ist dies nicht geschehen, so ist die Meldegebühr, oft verbunden mit einer "Strafe" für den säumigen Zahler, jetzt fällig.
Anschließend geht es zur Tierarztkontrolle. Der Amts Vet wartet nun, um Ihr Tier auf Parasiten und Co. zu untersuchen. Zudem wird hier auch das Impfbuch kontrolliert. Wenn alles i.O. ist geht es weiter und man erhält den Ausstellungskatalog und seine Käfignummern. Nun können Sie auf die Suche nach Ihrem Käfig gehen. Wenn Sie ihn gefunden haben, dann richten Sie ihn ein und setzten Ihre Katze hinein.
Das Richten beginnt meistens so gegen 10 Uhr, die Besucher dürfen meist aber schon ab 9 Uhr in die Halle. Jede Katze hat eine Nummer (die auch der Käfignummer entspricht). Ob das Richten begonnen hat, erkennen Sie meist an den in Kitteln umher laufenden Stewards, die kleine Zettel an die Käfige bringen. Auf diesen steht, wann Sie bei welchem Richter und mit welcher Katze sein sollen. Machen Sie ihre Katze noch kurz hübsch und dann ab zum Richter...
Pro Rasse, Klasse, Farbe und Geschlecht kann immer nur ein Tier das V1 ="vorzüglich1" bekommen, das heißt es ist von allen gerichteten Katzen dieser Rasse, Farbe, Klasse und Geschlecht, die ein vorzüglich (mindestens 88 von 100 möglichen Bewertungspunkte) bekommen haben die Beste.
Nur diese Katze kann auch die jeweilige Titelanwartschaft bekommen und evt. für die Best in Show nominiert werden. Nachmittags beginnt dann diese spannende Best in Show. Jeder Richter kann in den von ihm gerichteten Haarlängen je ein Tier in den Klassen:
nominieren. Mit Haarlängen sind Langhaar-, Halblanghaar und Kurzhaarkatzen gemeint, diese evt. noch unterteilt in schwere (z.B. BKH) und leichte (orientalische) Kurzhaarkatzen.
Ganz einfach! Jeder Richter nominiert, wie oben beschrieben, in den von ihm gerichteten Haarlängen je ein Tier in den jeweiligen Klassen. Nun werden alle nominierten Tiere aus der entsprechenden Klasse aufgerufen und miteinander verglichen. An der Wahl des besten nominierten Tieres nehmen in der Regel alle Richter teil und stimmen anonym ab. Ist dies Geschehen und die Stimmen sind abgezählt, steht das Tier für Best in Show fest.
Beispiel: Ich habe meine fünf Monate alte Maine Coon Dame für die Ausstellung gemeldet. Der Richter befand sie als so "schön", dass er sie nominiert hat für das Stechen um das "Best in Show". Damit meine Katze zu dieser Ehre kommt, muss ich sie gegen die anderen nominierten Maine Coon Damen in ihrer Altersklasse antreten lassen. Nun hängt es von den Stimmen der Richter ab, wer von allen Nominierten die Auszeichnung bekommt und somit "Best in Show" ist.
Für das "Best of Best" unterscheidet man wieder in Haarlängen, allerdings wird hier nun nicht mehr nach Rassen unterschieden. Z.B. konkurrieren alle langhaarigen Tiere die das "Best in Show" gewonnen haben gegeneinander. Das Prinzip der Wahl ist das Selbe wie oben beschrieben...
Am Schluss wird unter allen "Best of Best" Tieren das Schönste herausgesucht. Diese Katze verlässt die Ausstellung als bestes Tier des Tages ist "Best over All".
Außerdem konkurrieren die Katzen/Kater (Kastraten) noch um den Titel "Best in Variety". Damit ist entweder der so genannte "Rassesieg" gemeint, d.h. es wird das beste Tier der jeweiligen Rasse gekürt. Eine weitere Möglichkeit ist, dass das beste Tier der jeweiligen Rasse und Farbe den Titel bekommt. Hierfür müssen jedoch genügend Tiere einer Farbe anwesend sein. Je nach Verein drei bis fünf Tiere.
Beispiel 1: Auf der Ausstellung sind fünf MC in verschiedenen oder auch gleichen Farben anwesend. Der Richter kann nun dem seiner Meinung nach typvollsten Tier (unabhängig von Alter, Geschlecht und Farbe) den Titel "Best in Variety" geben. Früher nannte man dies "Rassesieg". Sind jedoch in den verschiedenen Farben genügend Tiere anwesend, so wird pro Farbe ein Kater/Katze als das Beste ermittelt.
Beispiel 2: Es sind zwölf MC auf der Ausstellung. Fünf Tiere in der Farbe black classic tabby und sieben in blue classic tabby. Es sind also genügend Tiere in beiden Farben anwesend. Nun kann das beste Tier in black classic tabby und blue classic tabby gekürt werden. Dies nennt man dann Best in Color. Der Oberbegriff für die oben genannten Titel ist "Best in Variety" (bester seiner Variante). Voraussetzung ist allerdings, dass genügen Tiere der jeweiligen Farbe anwesend sind, meistens mindestens drei bis vier Katzen.
Gegen 18 Uhr ist die Ausstellung in der Regel vorbei und die Stewards laufen nun wieder um die Käfige und verteilen die Urkunden und ggf. Schleifen und/oder Pokale. Ein langer Tag geht damit zu Ende und Sie können auf einen ereignisreichen Tag zurück schauen.
An dieser Stelle sollten Sie noch einmal überdenken wie ihre Katze den Tag "überstanden" hat. Eher ängstlich? Oder unbekümmert? Unsicher? Oder selbstbewusst? Die nächste Ausstellung sollte Sie auf jeden Fall davon abhängig machen. Denn eines steht fest. Eine Ausstellung sollte Spaß machen und nicht in Stress für die Katze ausarten!
Ob sie nun mit oder ohne Titel nach Hause gehen können ist ihnen ganz sicher egal. Und das ist auch okay so! Denn es gibt da leider auch ganz Andere, die nicht damit umgehen können, wenn das Tier eben mal weniger erfolgreich war...
Fassen Sie keine Katzen auf Ausstellungen an, wenn der Besitzer der Katze es Ihnen nicht ausdrücklich genehmigt. Schnell sind eventuell vorhandene Krankheitserreger von einer Katze auf die andere übertragen.
Wenn der Besitzer es Ihnen nicht erlaubt, seien Sie nicht traurig. Er möchte eben kein Risiko für seine Katzen eingehen, was auch verständlich ist. Sollten Sie dazu aufgefordert werden, sich von dem Anfassen (wenn es denn erlaubt wird) die Hände zu desinfizieren, so tun sie das auch. Das ist kein Misstrauen gegen Sie, sondern lediglich Gesundheitsvorsorge für die Katzen.
Wenn Sie mit Kindern auf Ausstellungen gehen, achten Sie bitte darauf, dass diese die Finger nicht durch die Käfige stecken oder gegen die Käfige schlagen. Die meisten Katzen - und auch deren Besitzer - mögen das gar nicht gern. Das gilt übrigens auch für Erwachsene. Auch das Hochheben der Folien, die mit gutem Grund vor den Käfigen angebracht sind, ist nicht sonderlich gern gesehen.
Wenn Sie sich für eine Katze näher interessieren, sprechen Sie die Besitzer an. Die meisten Aussteller werden mit Sicherheit zu einem ausführlichen Gespräch bereit sein und Ihnen auch die Katzen zeigen.
Auch wenn die Kleinen noch so niedlich sind: Kaufen Sie nie eine Katze direkt von der Ausstellung weg. Gerade Jungtiere sollten noch einmal die Möglichkeit haben, nach einer Ausstellung zurück in ihre gewohnte Umgebung zu kommen. Außerdem haben Spontankäufe schon so manchen gereut!
Aussteller, die mit einer Katze auf dem Arm (und meist noch sehr dekorativ mit einem Zettel im Mund) durch die Ausstellungshalle laufen, sind auf dem Weg zum Richten. Daher sind diese Aussteller im Moment mit Sicherheit nicht sehr gesprächig und absolut nicht erbaut davon, wenn die Katze jetzt auch noch angefasst wird. Wenn Sie das Richten interessiert, schauen Sie bitte aus gebührender Entfernung zu. Der Platz um die Richtertische herum ist meist eng genug und in dieser Situation ist es für alle Beteiligten auch etwas stressig.